Das ist die Begrüßung am Morgen auf Dagaare. Dagaare ist die
Sprache, die in der Region Jirapas gesprochen wird. Zur Zeit bin ich nämlich
noch in Jirapa und sitze gerade auf auf Henris Bett, der in der Schule sein ICT
unterrichtet. Morgen soll es dann gleich am Morgen wieder nachhause, nach
Gwollu, gehen, worauf ich mich schon sehr freue.
| My students Nafew and Ukas |
Die letzten Wochen waren für mich sehr aufregend, spannend,
ich habe viel neues erlebt und gelernt, aber ab und zu gibt es auch große
Herausforderungen. Erst vor kurzem habe ich einen Plan bekommen, den die
Staatsschulen befolgen müssen, damit ich mich an etwas orientieren in kann.
Davor wurde die Klasse in Englisch ausschließlich mit Buchstaben und Schreiben
im Englischunterricht überfordert, wobei ich in Mathe meinen Schülern schon
beibringen soll, wie man Zahlen buchstabiert. Da ist also ein großer
Widerspruch, aber ob ich den noch ausglätten kann, bezweifle ich, weil die
anderen Lehrer ebenso viel wissen wie ich. Nun habe ich herausgefunden, dass
sich das erste Term ausschließlich darauf bezieht, dass ich Geschichten erzähle
und die Kinder versuchen diese verstehen. Im zweiten Term allerdings wird
richtiges Schreiben schon erwartet. Meine Kids sollen also, ohne davor das
Alphabet gehabt zu haben, Wörter schreiben können und tiefer in die englische
Grammatik einsteigen. Hier liegt eine Herausforderung für mich, dass ich in der
nächsten Zeit alles unter einen Hut bekomme und kombiniere. Wenn ich nun am
Donnerstag meine Klasse wiedersehe, werde ich versuchen mir einen Plan
auszutüfteln. Der P1 muss ich also alles beibringen, was die in der Nursery 1
& 2 gehabt hätten, wäre zu der Zeit schon die Schule vorhanden gewesen.
| My class - Primary 1 in lesson |
Dass die Kinder größten Teil gar kein Englisch verstehen
sondern nur Sasale sprechen und zu allem „Ja“ antworten und keinen blassen
Schimmer haben, wovon ich tatsächlich rede, ist zwar nicht einfach, aber ich
habe das Gefühl, dass das nach und nach immer besser wird. Leider sind alle 5
Klassen zusammen in einem Raum, der Kirche, und daher leidet die Konzentration
sehr, sowie die akustische Verständigung. Wenn alle Kinder einen richtigen
Platz zum sitzen hätten und zudem einen Tisch oder eine Schulbank zum Schreiben
hätten, würde dieses einiges vereinfachen. Wir haben irgendwie gar nichts, was
eine Schule ausmacht: Kaum Schreibhefte, Stifte, zu wenig Bänke, Tische,
Klassenräume, Betonboden, einen Platz zu pinkeln, richtige Tafeln...Unser Tutor
ist unser Pastor, wo wir wohnen, der im Moment noch in Togo zur Schule geht und
vor ein paar Monaten diese Schule gegründet hat, aber da er nicht hier ist und
sich auch sonst keiner verantwortlich für Organisatorisches fühlt, sind
Veränderungen irgendwie noch nicht zu erwarten. Einen Headmaster gibt es also
nicht direkt sondern nur uns Lehrer. Nun versuchen Anna-Lena und ich durch
Spenden Materialien für die Schule und die Kinder zu kaufen. Bis wir eine gute
Ausstattung jedoch haben wird noch einige Zeit vergehen.
| Me teaching P2 in English lessons |
Meine Partnerin Anna-Lena und ich verstehen uns sehr sehr
gut, reden viel, unterstützen uns gegenseitig und arbeiten viel und gut
zusammen. Obwohl wir zusammen in einem
8qm Raum ohne richtigem Ventilator und nur einem mini Fenster wohnen, haben wir
ein gutes Zusammenleben und unternehmen viel mit Freunden, die wir hier
gefunden haben. Daher möchte ich auch so schnell wie möglich zurück nach
Gwollu.
Ich wurde in Gwollu vor 1,5 Wochen im Krankenhaus
aufgenommen und sollte geplanter maßen nach 3 Tagen nach Tumu(die nächst
größere Stadt) verlegt werden, da mir die nicht vorhandenen Ärzte und somit
Pfleger die doppelte Dosis an Medikamenten gegeben hatten und mein Befinden
immer schlechter wurde. Ich habe nämlich mit Malaria kämpfen müssen und dazu
noch eine Infektion im Blut durch Bakterien im Essen bekommen. Nach
Aufforderung von den Ayembillas mussten wir ohne unseren Willen nach Jirapa, wo
ich dann hier ins Krankenhaus kam. Das ist eine Sache, die ich nicht verstehe
und mich doch wütend gemacht hat. Morgens im Krankenhaus wurde mein Mentor
angerufen, dass schon ein Auto aus Jirapa auf dem Weg sei, um uns abzuholen,
ohne mit einem von uns zu sprechen, geschweige denn zu fragen. Die Fahrt nach
Tumu dauert 30 min und unser Mentor und unser bester Freund hier wären
mitgekommen und hätten da auch schlafen können,weil die Familie dort wohnt und
meinten, sie würde mich dort auf keinen Fall alleine lassen. Nichts wäre ein
Problem gewesen. Die Reise nach Jirapa war 2,5h und der Weg ist so schlecht,
dass man nicht schneller als 30kmh fahren kann, weil das Auto zu sehr wackelt.
Ich konnte nicht sitzen und lag irgendwie wie so eine Halbtote zwischen
irgendwelchen Leuten, die mich versucht haben festzuhalten, weil ich zu schwach
war irgendwas zu machen. Danach ging es mit natürlich nicht im geringsten
besser. Hier haben die Leute mir zu sehr meine Freiheit geraubt, wo mit ich
nicht klar komme. Die moralischen und gesellschaftlichen Gesetze stellen für
mich die größten Überwindungen und Herausforderungen dar. Wenn man es aber
genauer betrachtet hat die Pastorenfamilie nur aus Fürsorge gehandelt, um mich
in derer Umgebung besser kümmern zu können. Die Eltern des Hauses stehen in der
Gemeinschaft hier in Ghana an oberster Stelle und denen wird somit nicht
widersprochen, geschweigedenn gegen deren Willen gehandelt. Da mich die Familie
für dieses eine Jahr ihr eigenes Kind nennt, habe ich somit eigentlich nur
ihren Rat befolgt, um die aus ihrer Sicht bestmöglichste Versorgung zu
bekommen.
Unsere Hostmama in Gwollu dagegen gibt uns viel Freiraum und
lässt uns unsere eigenen Entscheidungen treffen. Ihre Fürsorge und Bemutterung
ist jedoch ebenso stark oder sogar intensiver wie die von der Mama in Jirapa.
| On the bike with Ben |
Jetzt bin ich aber wieder top fit und kann sagen, dass ich
hier glücklich bin. Viele Menschen habe ich schon sehr ins Herz geschlossen und
erlebe immer wieder viel Neues. Weil es in Gwollu kein Auto gibt, be4wegt man
sich hier hauptsächlich mit dem Motorrad weiter. Daher hat uns ein guter Freund
auch schon das Fahren beigebracht, damit wir in Zukunft schnell in die nächste
Stadt flitzen können. Man munkelt sogar,
dass Anna-Lena und ich ein eigenes Bike bekommen, weil unsere Hostfamilie nur
ein kaputtes Fahrrad hat und wir somit etwas festgebunden sind.
Der nächste Bericht dann hoffentlich wieder aus dem heißen
Gwollu, wo ich seit mindestens 3 Wochen keinen einzigen Regentropfen mehr
gesehen habe.