Sunday, 2 November 2014

Ansuma!



Das ist die Begrüßung am Morgen auf Dagaare. Dagaare ist die Sprache, die in der Region Jirapas gesprochen wird. Zur Zeit bin ich nämlich noch in Jirapa und sitze gerade auf auf Henris Bett, der in der Schule sein ICT unterrichtet. Morgen soll es dann gleich am Morgen wieder nachhause, nach Gwollu, gehen, worauf ich mich schon sehr freue.
My students Nafew and Ukas
Die letzten Wochen waren für mich sehr aufregend, spannend, ich habe viel neues erlebt und gelernt, aber ab und zu gibt es auch große Herausforderungen. Erst vor kurzem habe ich einen Plan bekommen, den die Staatsschulen befolgen müssen, damit ich mich an etwas orientieren in kann. Davor wurde die Klasse in Englisch ausschließlich mit Buchstaben und Schreiben im Englischunterricht überfordert, wobei ich in Mathe meinen Schülern schon beibringen soll, wie man Zahlen buchstabiert. Da ist also ein großer Widerspruch, aber ob ich den noch ausglätten kann, bezweifle ich, weil die anderen Lehrer ebenso viel wissen wie ich. Nun habe ich herausgefunden, dass sich das erste Term ausschließlich darauf bezieht, dass ich Geschichten erzähle und die Kinder versuchen diese verstehen. Im zweiten Term allerdings wird richtiges Schreiben schon erwartet. Meine Kids sollen also, ohne davor das Alphabet gehabt zu haben, Wörter schreiben können und tiefer in die englische Grammatik einsteigen. Hier liegt eine Herausforderung für mich, dass ich in der nächsten Zeit alles unter einen Hut bekomme und kombiniere. Wenn ich nun am Donnerstag meine Klasse wiedersehe, werde ich versuchen mir einen Plan auszutüfteln. Der P1 muss ich also alles beibringen, was die in der Nursery 1 & 2 gehabt hätten, wäre zu der Zeit schon die Schule vorhanden gewesen.
My class - Primary 1 in lesson
Dass die Kinder größten Teil gar kein Englisch verstehen sondern nur Sasale sprechen und zu allem „Ja“ antworten und keinen blassen Schimmer haben, wovon ich tatsächlich rede, ist zwar nicht einfach, aber ich habe das Gefühl, dass das nach und nach immer besser wird. Leider sind alle 5 Klassen zusammen in einem Raum, der Kirche, und daher leidet die Konzentration sehr, sowie die akustische Verständigung. Wenn alle Kinder einen richtigen Platz zum sitzen hätten und zudem einen Tisch oder eine Schulbank zum Schreiben hätten, würde dieses einiges vereinfachen. Wir haben irgendwie gar nichts, was eine Schule ausmacht: Kaum Schreibhefte, Stifte, zu wenig Bänke, Tische, Klassenräume, Betonboden, einen Platz zu pinkeln, richtige Tafeln...Unser Tutor ist unser Pastor, wo wir wohnen, der im Moment noch in Togo zur Schule geht und vor ein paar Monaten diese Schule gegründet hat, aber da er nicht hier ist und sich auch sonst keiner verantwortlich für Organisatorisches fühlt, sind Veränderungen irgendwie noch nicht zu erwarten. Einen Headmaster gibt es also nicht direkt sondern nur uns Lehrer. Nun versuchen Anna-Lena und ich durch Spenden Materialien für die Schule und die Kinder zu kaufen. Bis wir eine gute Ausstattung jedoch haben wird noch einige Zeit vergehen.
Me teaching P2 in English lessons
Meine Partnerin Anna-Lena und ich verstehen uns sehr sehr gut, reden viel, unterstützen uns gegenseitig und arbeiten viel und gut zusammen.  Obwohl wir zusammen in einem 8qm Raum ohne richtigem Ventilator und nur einem mini Fenster wohnen, haben wir ein gutes Zusammenleben und unternehmen viel mit Freunden, die wir hier gefunden haben. Daher möchte ich auch so schnell wie möglich zurück nach Gwollu.
Ich wurde in Gwollu vor 1,5 Wochen im Krankenhaus aufgenommen und sollte geplanter maßen nach 3 Tagen nach Tumu(die nächst größere Stadt) verlegt werden, da mir die nicht vorhandenen Ärzte und somit Pfleger die doppelte Dosis an Medikamenten gegeben hatten und mein Befinden immer schlechter wurde. Ich habe nämlich mit Malaria kämpfen müssen und dazu noch eine Infektion im Blut durch Bakterien im Essen bekommen. Nach Aufforderung von den Ayembillas mussten wir ohne unseren Willen nach Jirapa, wo ich dann hier ins Krankenhaus kam. Das ist eine Sache, die ich nicht verstehe und mich doch wütend gemacht hat. Morgens im Krankenhaus wurde mein Mentor angerufen, dass schon ein Auto aus Jirapa auf dem Weg sei, um uns abzuholen, ohne mit einem von uns zu sprechen, geschweige denn zu fragen. Die Fahrt nach Tumu dauert 30 min und unser Mentor und unser bester Freund hier wären mitgekommen und hätten da auch schlafen können,weil die Familie dort wohnt und meinten, sie würde mich dort auf keinen Fall alleine lassen. Nichts wäre ein Problem gewesen. Die Reise nach Jirapa war 2,5h und der Weg ist so schlecht, dass man nicht schneller als 30kmh fahren kann, weil das Auto zu sehr wackelt. Ich konnte nicht sitzen und lag irgendwie wie so eine Halbtote zwischen irgendwelchen Leuten, die mich versucht haben festzuhalten, weil ich zu schwach war irgendwas zu machen. Danach ging es mit natürlich nicht im geringsten besser. Hier haben die Leute mir zu sehr meine Freiheit geraubt, wo mit ich nicht klar komme. Die moralischen und gesellschaftlichen Gesetze stellen für mich die größten Überwindungen und Herausforderungen dar. Wenn man es aber genauer betrachtet hat die Pastorenfamilie nur aus Fürsorge gehandelt, um mich in derer Umgebung besser kümmern zu können. Die Eltern des Hauses stehen in der Gemeinschaft hier in Ghana an oberster Stelle und denen wird somit nicht widersprochen, geschweigedenn gegen deren Willen gehandelt. Da mich die Familie für dieses eine Jahr ihr eigenes Kind nennt, habe ich somit eigentlich nur ihren Rat befolgt, um die aus ihrer Sicht bestmöglichste Versorgung zu bekommen.
Unsere Hostmama in Gwollu dagegen gibt uns viel Freiraum und lässt uns unsere eigenen Entscheidungen treffen. Ihre Fürsorge und Bemutterung ist jedoch ebenso stark oder sogar intensiver wie die von der Mama in Jirapa.
On the bike with Ben
Jetzt bin ich aber wieder top fit und kann sagen, dass ich hier glücklich bin. Viele Menschen habe ich schon sehr ins Herz geschlossen und erlebe immer wieder viel Neues. Weil es in Gwollu kein Auto gibt, be4wegt man sich hier hauptsächlich mit dem Motorrad weiter. Daher hat uns ein guter Freund auch schon das Fahren beigebracht, damit wir in Zukunft schnell in die nächste Stadt flitzen können. Man  munkelt sogar, dass Anna-Lena und ich ein eigenes Bike bekommen, weil unsere Hostfamilie nur ein kaputtes Fahrrad hat und wir somit etwas festgebunden sind.
Der nächste Bericht dann hoffentlich wieder aus dem heißen Gwollu, wo ich seit mindestens 3 Wochen keinen einzigen Regentropfen mehr gesehen habe.