Unsere Schulferien hier, und damit unser Urlaub, sind nun
schon fast einen ganzen Monat her. Unser Plan ist es, dass wir während diesem
Jahr in all den wichtigsten Orten Ghanas waren. Und so machten sich Anna-Lena
und ich uns auf unsere nächste Reise. Diese begann in Wenchi (Brong-Ahafo-Region) bei zwei
unserer Mitfreiwilligen, sodass wir
deren eigene Drei-Zimmer-Wohnung mit fließendem Wasser und richtigen
Ventilatoren kennenlernten und reichlich genossen. Die Gastfamilie wohnt in der
gleichen Straße, bei denen wir zwischendurch aßen, kochten und mit den Freunden
dort Spiele spielten. Diese Zeit war sehr schön, da wir nun erfahren konnten,
dass das Leben in Ghana anderer Freiwilligen der gleichen Organisation ganz
unterschiedlich ausfallen kann. Der Gastvater/Pastor fuhr uns an einem Tag mit
seinem eigenen Auto zu den Wasserfällen Kentampos. Das Tolle war, dass wir
nicht bloß das Wasser betrachten konnten, sondern sogar baden konnten. So
standen wir lange unter den harten Strahlen des Wasserfalls.
Am darauf folgenden Tag unternahmen wir zu viert einen langen Ausflug, der uns zu einem
Affenreservat bei der Stadt Techiman
führte. Und es sollte ein unglaublicher Tag mit super Erlebnissen
werden! In einem kleinen Dorf angekommen sahen wir schon Affen(Mona und
Colobus) quer über die Sandstraße laufen und als wir dann durch den Wald liefen
wusste ich gar nicht, wo ich hinschauen sollte, weil überall Affen herumsprangen.
Mit den zuvor gekauften Bananen kamen sie auf uns zu, nahmen geschickt unsere
Hände und aßen uns von den Fingern. Von Schüchternheit habe ich nichts gesehen.
Ich wollte mich gerade hinhocken, da springt ein kleiner Affe plötzlich auf
meinen Schoß, öffnet geschickt nacheinander jeden einzelnen Finger meiner Hand
und nimmt sich die Banane. Und weil die Affen in diesem Dorf wie Menschenseelen
betrachtet werden, gibt es einen Friedhof, wo nach einer kleinen Zeremonie mit
einem Affenpriester die verstorbenen Affen begraben werden.
Anfang der kommenden Woche packten wir vier nun gemeinsam die Rucksäcke und
fuhren in die zweitgrößte Stadt des Landes- Kumasi (Ashanti Region). Das war vielleicht ein Gewusel. Überall nur
beschäftigte, laute Menschen, die Autos kamen kaum vorwärts und unser Hostel
war auch kaum zu finden. Natürlich hielten wir uns hauptsächlich auf den
Märkten auf und genossen es, endlich wieder shoppen zu können, aber mehr als
eine Nacht war die Stad kaum auszuhalten und wir freuten uns alle am nächsten
Morgen in die Volta Region
aufzubrechen. Und nach 12 Stunden auf einer holprigen Straße kamen wir endlich
in Hohoe an und trafen auf den Rest unserer Freiwilligen. Die waren nicht
weniger müde und so verzogen wir uns alle gleich in unsere Betten(unsere
reservierten Zimmer waren alle weg und so mussten wir in ein Hotel, wo keine
Elektrizität war-also kein Licht und Ventilator). Und-thank God-waren wir ausgeschlafen, denn
unsere geplante Besichtigung der Wli Wasserfälle war nicht ganz so entspannt:
Wir kletterten in der Hitze 6 Stunden lang einen Berg hoch und wieder hinunter,
hatten kaum Trinken dabei und ich hatte
alle Mühe meine Flip Flops nicht zu
verlieren…aber es war ein tolles, gemeinsames Abendteuer, wir konnten uns
zwischendurch Bananen pflücken und die Wasserfälle waren auch gigantisch.
Unser nächstes Ziel hieß Kpandu. Der kleine Ort liegt am Voltasee, wo wir uns
etwas Entspannung gönnten. Und doch wollten wir die Gegend kundschaften und
ließen uns auf die nächste Wanderung durch den Dschungel ein. Der Pfad war
teilweise zugewachsen und nicht mehr erkennbar, aber trotzdem kamen wir an
einem Wasserfall an, der uns letztendlich in eine kleine Tropfsteinhöhle
führte. Diese war nur erreichbar, indem
wir durchs Wasser schwammen, worauf wir
natürlich nicht vorbereitet waren. Spontanität jedoch habe ich in Ghana schon
sehr gut gelernt und die Klamotten trocknen bei der Wärme zum Glück schnell.
Und nach zwei weiteren Nächten zogen wir in die
Touristenstadt Akosombo (Eastern Region),
die am Staudamm des Voltasees liegt. Mit der Elektrizität, die durch diesen
Damm produziert wird, wird fast ganz Ghana versorgt. Diese große Anlage war sehr
interessant anzuschauen. Und eine Möglichkeit im Volta River zu schwimmen
bekamen wir auch. In dieser Touristengegend habe ich mich mal wieder nicht
allzu fern von Europa und der westlichen Zivilisation gefühlt. Mit einer
kleinen Fähre ging es nun über Nacht weiter in den Norden. Abends wurden viele
Karten gespielt und hinterher auf dem Deck geschlafen bis uns die heißen
Sonnenstrahlen wieder aufweckten und wir im Hafen von Kete Krachi einfuhren.
Hier hielten wir jedoch nur einen Zwischenstopp ab. Denn von hier aus gingen
wir Freiwilligen wieder getrennte Wege. Suzi, Anna-Lena und ich fuhren über
Bimbilla und Yendi in die drittgrößte Stadt Tamale (Nothern Region), wo wieder alles etwas gewohnter ablief: die
Infrastruktur ist unterentwickelter, es ist heißer, trockener und die Muezzinsänger
heben die Stimmung. Und die Stadt ist wundervoll! Überall herzliche Menschen,
die ihr Ware anbieten, sodass wir kaum aus dem Staunen und Shoppen kamen.
Leider war auch die Zeit in Tamale begrenzt und wir mussten wieder nachhause
ins noch heißere Gwollu.
Hier wartete viel Arbeit auf uns, die wir innerhalb weniger 5 Tage erledigen
mussten, weil die Hochzeit des zweiten Sohnes von Daniel Ayembilla in Jirapa
stattfand. Zu diesem Anlass wurden wir als seine Töchter und als Brautjungfern
des frischen Paares eingeladen. Und auch diese Feier war ein unvergessliches
Erlebnis. Vorneweg fand der Engagement Day statt, bei dem tanzend und singend
die Braut der neuen Familie überreicht wurde und ihren Zukünftigen in der
Menschenmenge suchen musste. Darauf folgten Predigten, Kuchen anschneiden,
Essenswettkämpfe(Hundefleisch und heiße Cola), Tanzen und eine abschließende
Mahlzeit aus Banku. Das Haus der
Ayembillas war nun so gefüllt, dass sogar im Flur und im Vorhof Gäste
schliefen. Wir 11 Freiwillige schliefen alle in einem kleinen Raum, um so wenig
Platz wie möglich einzunehmen. Überall wurden Vorbereitungen getroffen,
durchgehend versucht für alle zu kochen, um die Stimmung aufrecht zu erhalten
bis dann der große Tag kam. Morgens wurden wir- wie auch die Braut, Bräutigam,
Trauzeugen…- in ein Hotel gebracht, wo wir unsere einheitlichen Kleider
anzogen, um dann mit 8 hupenden Autos zur Kirche zu fahren. In Zweierreihe
aufgestellt marschierten wir Weißen vor der Braut durch den Gang und begleiteten
so die Braut. Die Trauung an sich verlief sehr kurz. Aber trotzdem schlossen
wir erst gegen 15Uhr mit der Kirche. Dafür war das Kuchenschneiden und
Sektöffnen(ich hatte die Ehre bekommen) in der Zeremonie schon mit
eingeschlossen. Denn die Feier ging erst am folgenden Tag mit einem großen
Buffet und Live band weiter. Wir haben viel getanzt und ich habe die Hochzeit
und die Ehre, die uns Familie Ayebilla gegeben hat, sehr genossen und
geschätzt.
Jetzt bleiben wir erstmals in Gwollu. Das Brunnenprojekt, das durch Spenden
Anna-Lenas zustande gebracht wird, schreitet immer mehr voran. Es steht schon
ein ganz neuer, tiefer Brunnen im Garten-es muss aber auch noch viel dran
gearbeitet werden. Wir tun unser Bestes, aber Geduld wird immer wieder
gefordert. Ebenso haben wir weiteren Kindern unseres Programms Uniformen
übergeben, Flip Flops gekauft und Schulmaterialien verschenkt. Und trotzdem haben
wir noch so viel vor und die Zeit rennt uns davon. Ich lass dann wieder von mir
hören, sobald wir wieder viel geschafft haben.
Allen einen warmen und sonnigen Sommerbeginn!

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