Saturday, 25 July 2015

Time to say good bye



Mit Schrecken muss ich feststellen, dass dieser nicht mein letzter Bericht sein wird, den ich aus Ghana verschicke. Eigentlich wollte ich gar keinen mehr schreiben, damit ich möglichst viel Zeit mit meinen Freunden, den Kindern und der Familie verbringen kann.
Aber es gibt einfach so viel Neues zu erzählen.
Denn schon vor langer Zeit planten wir eine T-Shirt-Aktion. Wir kontaktierten  mit Bens Hilfe in Tumu  einen seiner Freunde, der zufällig Textiliendrucke anfertigt. Dieser organisierte uns daraufhin jeweils zwei Poloshirts für die Schulkinder, Lehrer, Freunde und Bekannte. Diese orangenen und grünen Shirts wurden anschließend mit dem Logo von Firm Lifeline Ministries und folgendem Schriftzug am Rücken bedruckt: „Teach Children How They Should Live.“ Pro.22:6 GWOLLU 2014/2015. Die Organisation war mit der Hilfe unseres Lehrers und Freundes gut möglich, obwohl die Kindershirts aus Kumasi herangeschafft werden mussten. Es wurde also quer durchs ganze Land telefoniert und gereist, damit es ermöglicht werden konnte.
Währenddessen kamen weitere Spenden ein, die wir dafür genutzt haben, jegliche Kleidungsstücke für die Kinder und deren Familien zu besorgen. So hat jeder ein T-Shirt, Langarmshirt, Pulli, Hose, Rock, Kleid und Schuhe bekommen. Eine Schultasche sollte ebenfalls folgen für diejenigen, die noch keine besaßen.
In Anwesenheit aller Eltern bzw. Aufsichtspersonen der Kinder unseres Programms gaben wir diese T-Shirts dann zusammen mit der Kleidung und den Rucksacken mit Freuden aus. Diese Möglichkeit nutzten wir gleich aus, uns offiziell von den Kindern zu verabschieden. Mit Apfelsaft und Keksen feierten wir zusammen und ich genoss die schöne Zeit mit unseren Kindern, die mir unglaublich ans Herz gewachsen sind, da ich diese ja nun ein Jahr lang wirklich jeden Tag gesehen habe. Die konnten es gar nicht begreifen, dass wir erstmals nicht wiederkommen und einfach so wieder wegfahren. Als Zeichen des Dankes, und das hat mich wirklich sehr berührt, haben alle Mütter einen traditionellen Tanz vorgeführt, gesungen und uns schließlich mit hineingezogen. Diese Geste war einfach umwerfend.

Unsere letzte große Aktion sollte der Schule und den Schülern allgemein zusammen unterstützen. Denn mit weiteren Spendengeldern war es uns möglich zwei Wippen und ein kleines Karussell mit 8 Personen aus Metall anfertigen zu lassen. Ein netter Mann aus Gwollu, der jegliche Metallarbeiten erledigt und alles bauen kann, was zu Hundertprozent aus Metall ist, konnte uns diese Bestandteile eines Spielplatzes innerhalb zwei Tage herstellen. Anschließend malten Aziz und Ben die Gerüste blau, der Schulfarbe, an. Und schon zu diesem Zeitpunkt wussten gefühlt alle Kinder Gwollus über die Spielplatzgeräte Bescheid und freuten sich darauf.
Meine Koffer sind jetzt gepackt und am Samstag werden wir per Auto nach Jirapa gebracht, Von da aus geht es am nächsten Tag nach Wa, wo wir den Bus nach Accra nehmen, ich Ana-Lena zum Flughafen bringe und ich gleichzeitig meine Eltern und Tante sehnsüchtig in die Arme schließen kann. Nach einem Urlaub kehre dann auch ich ins kalte Deutschland zurück.

Monday, 8 June 2015

Einma quer durchs ganze Land



Unsere Schulferien hier, und damit unser Urlaub, sind nun schon fast einen ganzen Monat her. Unser Plan ist es, dass wir während diesem Jahr in all den wichtigsten Orten Ghanas waren. Und so machten sich Anna-Lena und ich uns auf unsere nächste Reise. Diese begann in Wenchi (Brong-Ahafo-Region) bei zwei unserer  Mitfreiwilligen, sodass wir deren eigene Drei-Zimmer-Wohnung mit fließendem Wasser und richtigen Ventilatoren kennenlernten und reichlich genossen. Die Gastfamilie wohnt in der gleichen Straße, bei denen wir zwischendurch aßen, kochten und mit den Freunden dort Spiele spielten. Diese Zeit war sehr schön, da wir nun erfahren konnten, dass das Leben in Ghana anderer Freiwilligen der gleichen Organisation ganz unterschiedlich ausfallen kann. Der Gastvater/Pastor fuhr uns an einem Tag mit seinem eigenen Auto zu den Wasserfällen Kentampos. Das Tolle war, dass wir nicht bloß das Wasser betrachten konnten, sondern sogar baden konnten. So standen wir lange unter den harten Strahlen des Wasserfalls.
Am darauf folgenden Tag unternahmen wir zu viert  einen langen Ausflug, der uns zu einem Affenreservat bei der Stadt Techiman  führte. Und es sollte ein unglaublicher Tag mit super Erlebnissen werden! In einem kleinen Dorf angekommen sahen wir schon Affen(Mona und Colobus) quer über die Sandstraße laufen und als wir dann durch den Wald liefen wusste ich gar nicht, wo ich hinschauen sollte, weil überall Affen herumsprangen. Mit den zuvor gekauften Bananen kamen sie auf uns zu, nahmen geschickt unsere Hände und aßen uns von den Fingern. Von Schüchternheit habe ich nichts gesehen. Ich wollte mich gerade hinhocken, da springt ein kleiner Affe plötzlich auf meinen Schoß, öffnet geschickt nacheinander jeden einzelnen Finger meiner Hand und nimmt sich die Banane. Und weil die Affen in diesem Dorf wie Menschenseelen betrachtet werden, gibt es einen Friedhof, wo nach einer kleinen Zeremonie mit einem Affenpriester die verstorbenen Affen begraben werden.
Anfang der kommenden Woche packten wir vier nun gemeinsam die Rucksäcke und fuhren in die zweitgrößte Stadt des Landes- Kumasi (Ashanti Region). Das war vielleicht ein Gewusel. Überall nur beschäftigte, laute Menschen, die Autos kamen kaum vorwärts und unser Hostel war auch kaum zu finden. Natürlich hielten wir uns hauptsächlich auf den Märkten auf und genossen es, endlich wieder shoppen zu können, aber mehr als eine Nacht war die Stad kaum auszuhalten und wir freuten uns alle am nächsten Morgen in die Volta Region aufzubrechen. Und nach 12 Stunden auf einer holprigen Straße kamen wir endlich in Hohoe an und trafen auf den Rest unserer Freiwilligen. Die waren nicht weniger müde und so verzogen wir uns alle gleich in unsere Betten(unsere reservierten Zimmer waren alle weg und so mussten wir in ein Hotel, wo keine Elektrizität war-also kein Licht und Ventilator).  Und-thank God-waren wir ausgeschlafen, denn unsere geplante Besichtigung der Wli Wasserfälle war nicht ganz so entspannt: Wir kletterten in der Hitze 6 Stunden lang einen Berg hoch und wieder hinunter, hatten kaum Trinken dabei  und ich hatte alle Mühe meine Flip Flops  nicht zu verlieren…aber es war ein tolles, gemeinsames Abendteuer, wir konnten uns zwischendurch Bananen pflücken und die Wasserfälle waren auch gigantisch.
Unser nächstes Ziel hieß Kpandu. Der kleine Ort liegt am Voltasee, wo wir uns etwas Entspannung gönnten. Und doch wollten wir die Gegend kundschaften und ließen uns auf die nächste Wanderung durch den Dschungel ein. Der Pfad war teilweise zugewachsen und nicht mehr erkennbar, aber trotzdem kamen wir an einem Wasserfall an, der uns letztendlich in eine kleine Tropfsteinhöhle führte. Diese war  nur erreichbar, indem wir durchs Wasser  schwammen, worauf wir natürlich nicht vorbereitet waren. Spontanität jedoch habe ich in Ghana schon sehr gut gelernt und die Klamotten trocknen bei der Wärme zum Glück schnell.
Und nach zwei weiteren Nächten zogen wir in die Touristenstadt Akosombo (Eastern Region), die am Staudamm des Voltasees liegt. Mit der Elektrizität, die durch diesen Damm produziert wird, wird fast ganz Ghana versorgt. Diese große Anlage war sehr interessant anzuschauen. Und eine Möglichkeit im Volta River zu schwimmen bekamen wir auch. In dieser Touristengegend habe ich mich mal wieder nicht allzu fern von Europa und der westlichen Zivilisation gefühlt. Mit einer kleinen Fähre ging es nun über Nacht weiter in den Norden. Abends wurden viele Karten gespielt und hinterher auf dem Deck geschlafen bis uns die heißen Sonnenstrahlen wieder aufweckten und wir im Hafen von Kete Krachi einfuhren. Hier hielten wir jedoch nur einen Zwischenstopp ab. Denn von hier aus gingen wir Freiwilligen wieder getrennte Wege. Suzi, Anna-Lena und ich fuhren über Bimbilla und Yendi in die drittgrößte Stadt Tamale (Nothern Region), wo wieder alles etwas gewohnter ablief: die Infrastruktur ist unterentwickelter, es ist heißer, trockener und die Muezzinsänger heben die Stimmung. Und die Stadt ist wundervoll! Überall herzliche Menschen, die ihr Ware anbieten, sodass wir kaum aus dem Staunen und Shoppen kamen. Leider war auch die Zeit in Tamale begrenzt und wir mussten wieder nachhause ins noch heißere Gwollu.
Hier wartete viel Arbeit auf uns, die wir innerhalb weniger 5 Tage erledigen mussten, weil die Hochzeit des zweiten Sohnes von Daniel Ayembilla in Jirapa stattfand. Zu diesem Anlass wurden wir als seine Töchter und als Brautjungfern des frischen Paares eingeladen. Und auch diese Feier war ein unvergessliches Erlebnis. Vorneweg fand der Engagement Day statt, bei dem tanzend und singend die Braut der neuen Familie überreicht wurde und ihren Zukünftigen in der Menschenmenge suchen musste. Darauf folgten Predigten, Kuchen anschneiden, Essenswettkämpfe(Hundefleisch und heiße Cola), Tanzen und eine abschließende Mahlzeit aus Banku.  Das Haus der Ayembillas war nun so gefüllt, dass sogar im Flur und im Vorhof Gäste schliefen. Wir 11 Freiwillige schliefen alle in einem kleinen Raum, um so wenig Platz wie möglich einzunehmen. Überall wurden Vorbereitungen getroffen, durchgehend versucht für alle zu kochen, um die Stimmung aufrecht zu erhalten bis dann der große Tag kam. Morgens wurden wir- wie auch die Braut, Bräutigam, Trauzeugen…- in ein Hotel gebracht, wo wir unsere einheitlichen Kleider anzogen, um dann mit 8 hupenden Autos zur Kirche zu fahren. In Zweierreihe aufgestellt marschierten wir Weißen vor der Braut durch den Gang und begleiteten so die Braut. Die Trauung an sich verlief sehr kurz. Aber trotzdem schlossen wir erst gegen 15Uhr mit der Kirche. Dafür war das Kuchenschneiden und Sektöffnen(ich hatte die Ehre bekommen) in der Zeremonie schon mit eingeschlossen. Denn die Feier ging erst am folgenden Tag mit einem großen Buffet und Live band weiter. Wir haben viel getanzt und ich habe die Hochzeit und die Ehre, die uns Familie Ayebilla gegeben hat, sehr genossen und geschätzt.
Jetzt bleiben wir erstmals in Gwollu. Das Brunnenprojekt, das durch Spenden Anna-Lenas zustande gebracht wird, schreitet immer mehr voran. Es steht schon ein ganz neuer, tiefer Brunnen im Garten-es muss aber auch noch viel dran gearbeitet werden. Wir tun unser Bestes, aber Geduld wird immer wieder gefordert. Ebenso haben wir weiteren Kindern unseres Programms Uniformen übergeben, Flip Flops gekauft und Schulmaterialien verschenkt. Und trotzdem haben wir noch so viel vor und die Zeit rennt uns davon. Ich lass dann wieder von mir hören, sobald wir wieder viel geschafft haben.
Allen einen warmen und sonnigen Sommerbeginn!








Fütterstunde


Ein Baum als Parasit. der eigentliche Baum ist weggestorben.

















Kumasis Station

Kumasi

Wie soll man sich da nur entscheiden, bei den vielen Stoffen













































DIe Wli Waterfalls nach 6 Stunden wandern

Kpando-plötzlichicher Regenschauer

Auf der Fähre nach Kete Kratchi

Der Voltasee

Shoppingtour im Afrikashop












Verlobungstag-wir bringen eine deutsche Sitte mit ein

Champagneshoooower

Das Brautpaar, Anna-Lena und ich

Mit meinem guten Freund Joe

Sunday, 31 May 2015

Ein großes Dankeschön!



Liebe Familie, Freunde und Bekannte,

aus dem heißen Ghana senden wir Euch/Ihnen herzliche Grüße!
In den vergangenen Wochen konnten wir nun unsere Maisaktion durchführen, für die wir davor
Werbung gemacht hatten. :)

Die Maisaktion hat super geklappt und wir konnten unser Projekt erfolgreich abschließen. Unser Ziel war es, jeder Familie aus unserem Programm einen Maissack zu schenken und sie somit ein Stück weit zu unterstützen. Das haben wir auch geschafft! Aber nicht nur zwanzig Säcke konnten wir durch Eure/Ihre Unterstützung organisieren, sondern fast vier Mal so viel. Es war für uns ein sehr tolles Gefühl, dass wir insgesamt 78 Maissäcke spendieren konnten. So konnten wir nicht nur den Familien unserer Waisen- und benachteiligten Kinder einen Sack voll Mais geben, sondern auch den älteren Frauen der Kirche, den armen Familien aus Nachbardörfern, den kranken Menschen, wie Blinde und Leprakranke und den ärmeren Familie aus der Schule, die sich die Maissäcke teilweise teilten. Nicht nur wir sind über Eure/Ihre kräftige Hilfe dankbar sondern auch die Menschen. Ganz vielen fröhlichen Gesichtern konnten wir entgegen schauen, als wir die Säcke übergaben. Viele kamen auch danach auf uns zu, um sich persönlich bei uns zu bedanken.
Wir möchten nun auch Euch/Ihnen ein großes Dankeschön aussprechen, denn nur durch Euch/Sie konnten wir dieses Projekt ermöglichen. Danke, dass Ihr/Sie uns durch Spenden so sehr in unserem Vorhaben unterstützt habt. Wir konnten gar nicht glauben, dass nur innerhalb von wenigen Wochen Spenden für deutlich mehr als zwanzig Säcke eingetroffen sind. Danke, dass Ihr/Sie unserem Projekt gegenüber solch eine Offenheit und Großzügigkeit gezeigt habt! Das schätzen wir sehr und wir sind Euch/Ihnen für jede Unterstützung dankbar!

Wir wünschen Euch/Ihnen nun für die kommende Zeit alles Gute und viel Spaß im Alltag!

Eure Carlotta Hänßler und Anna-Lena Krämer
Das Aufteilen der Maissäcke

Die Frauen teilen sorgfältig den Mais auf

Saturday, 28 March 2015

Maisprojekt!


Unser großes Freiwilligenprojekt wächst mehr und mehr. Nach wie vor sind wir für die Extra Classes am Nachmittag zuständig und haben nun einen wöchentlichen Spieltag für alle Kinder eingeführt, wo Fußball gespielt wird, Seil gesprungen, Karten gezockt, Dosenwerfen etc.. Außerdem machen wir während der Nachmittagsstunden Einzelbetreuung für die schwächeren Kinder. Alle Kinder haben nun auch gültige Krankenversicherungskarten und die Uniformen haben wir gestern zum Nähen in Auftrag gegeben. 

Wir haben uns in den letztens Wochen erkundigt, inwiefern die Familien der Waisenkinder mit ausreichend Essen versorgt sind. Viele der Familien sind so schlecht versorgt, dass sie meist nur einmal am Tag etwas zu Essen kochen können. Daraufhin haben wir uns überlegt, jeder Familie einen Maissack zu spendieren. Denn mit nur einem großen Maissack kann sich eine Familie mit 5 Kindern  3-4 Monate gut ernähren.
In unserem Programm sind 34 Schüler und Schülerinnen (Waisenkinder und benachteiligte Kinder). Diese Kinder leben verteilt auf 20 Familien, dass heißt, wir wollen 20 Säcke organisieren. Um unser Maisprojekt zu ermöglichen, sodass jede Familie einen Maissack bekommt, möchte ich euch fragen, ob Ihr Anna-Lena und mich in unserem Vorhaben unterstützen möchtet?

Ein Maisack kostet umgerechnet ca. 23 € und würde einer Familie sehr viel bringen. Anna-Lenas und mein Traum wäre es, den Familien der Waisenkinder auf diesem Weg  entgegenzukommen. Vielleicht hat der ein oder andere Lust und die Möglichkeit, an unserem Projekt teilzuhaben. Wir würden uns sehr darüber freuen und sind über jede Unterstützung von Herzen dankbar.
 
Bei Interesse schreibt Ihr mir einfach kurz eine Mail auf carlotta.haenssler@googlemail.com.

Nun erstmal Euch allen ein sonniges und buntes Osterfest!


Monday, 16 March 2015

Unser Zwischenseminar und einige Probleme, die geklärt werden sollen

Tänzer am Unabhängigkeitstag
Marschieren zu Ehren des ersten ghanaischen
Präsidenten
Es gibt wieder so viel zu berichten, weil einfach unglaublich viel in den vergangenen Tagen passiert ist. Am 4. März sind Anna-Lena und ich nämlich mit Rucksack nach Tumu aufgebrochen, um drei Tage später das Zwischenseminar mit unserer Entsendeorganisation an zu treten. Da es keine öffentlichen Verkehrsmittel wie Trotros von Gwollu nach Tumu gibt, wurden wir von unseren Freunden per Motorrad gefahren, was sich als gar nicht so leicht herausstellte, wenn man eine schlechte, sandige Straße im rasendem Tempo befährt und einen großen Rucksack auf dem Rücken hat. Ist aber alles machbar und so sind wir staunend im Hotel angelangt. Dieses war richtig groß, mit sauberen Räumen, Ventilatoren, Schrank, Stuhl und sogar fließend Wasser hatten wir. Die Übernachtung genossen wir also sehr und erhielten am späten Abend noch Besuch von Ben, der ebenfalls in Tumu schlief und uns am nächsten Morgen um 4:30 Uhr zu unserem Metrobus brachte. Die Fahrt nach Bolgatanga, die Hauptstadt der Upper East Region, nahm etwa 5 Stunden in Anspruch, obwohl es nur etwa 120 Kilometer sind. Man kann sich also die Straßenverhältnisse vorstellen. Auch das Gästehaus in Bolga war wunderschön und für uns ein Luxus. Am selben Tag traf noch Henri aus Jirapa dazu.
Straßenbild in Bolgatanga

Der Grund, dass wir drei schon früher die Reise in die Upper East Region angetreten haben, war der Independence Day(6.3.) – der wichtigste Feiertag Ghanas. Er dient zur guten und stolzen Erinnerung an Ghanas Unabhängigkeit von den Engländern im Jahre 1957. Vormittags treffen sich im gesamten Land das Militär, Polizei, Feuerwehr, Schulen etc. auf einem großen Platz im eigenen Distrikt und marschieren zur Würdigung des Unabhängigkeitstages. Deshalb schreien auch alle Schüler jeden Tag Parolen und marschieren vor dem Unterricht. Als wir in Bolga in die Stadt kamen, um uns die Feierlichkeiten anzuschauen, bekamen wir sofort Plätze in der Nähe der Ministern und Präsidenten zu gewiesen (wahrscheinlich weil wir Weiße sind) und konnten so hervorragend alles beobachten. Insgesamt vier Stunden wurden von unterschiedlichsten Politikern aus Ghana, Burkina Faso und Togo Reden gehalten, von der Marschkapelle musiziert und marschiert. Es war ein super Erlebnis und echt berauschend diese Dynamik der Marschierenden anzuschauen. Hinterher ging es erstmals auf eine große Shoppingtour auf den Märkten, wo es viele Lederartikel, geflochtene Körbe und andere selbstgemachte Dinge gab. Auch ein Café mit echtem Bohnenkaffe haben wir ausfindig gemacht – bestimmt das einzige in ganz Ghana.
Naja und am Folgetag trafen wir dann nach langem Suchen die anderen Freiwilligen und fuhren in einem gemieteten Auto zusammen in den außerhalb gelegenen Ort Tongo.  Auch hier war die Unterkunft super, das Essen perfekt und die Seminarzeit genießbar. Ganz  besonders hat mich auch die Anreise der beiden Freiwilligen aus Burkina Faso gefreut, wo es natürlich viel auszutauschen gab. Aber natürlich hatten wir auch Zeit unsere Herausforderungen und Probleme zu schildern, um auf Lösungswege zu kommen. Denn, auch wenn ich die Zeit in Gwollu sehr genieße, gibt es doch Dinge, die mir das Leben hier unnötig schwer machen (oder hoffentlich machten).
Unsere Seminarsunterkunft, bzw. das Dach davon

Die Probleme an dem Zeitpunkt an, als unser Dada im November aus Togo heimkehrte und wir die  hierarchische Familienordnung kennenlernten. Wir kommunizierten kaum mit Dada, wussten nicht wie wir uns verhalten sollten, weil jedes Mal in einem Gespräch für uns respektlose Worte an den Kopf geworfen wurden und schlimmer endete als es schon angefangen hatte. Und so entwickelte sich eine immer  schlechter werdende Beziehung zu unserem Gastvater. Uns wurde zum Beispiel sehr hart vorgeworfen, dass wir ihn während eines Gespräches in die Augen schauen würden. Erst später hat er uns mitgeteilt, dass man im Sissala Land Respektpersonen nicht lange angucken darf, da wir sie sonst schlimm beleidigen würden. So entstanden viele, viele Missverständnisse – ich hatte das Gefühl, er würde uns nicht respektieren, achten und versuchen zu verstehen, während wir ihn aufgrund einer anderen Kultur durchgehend beleidigten. Schwierigkeiten in der Kommunikation innerhalb der Familie scheinen in Ghana häufig vorzukommen, weil nur der „Landlord“(so wird der Besitzer des Hauses bzw. das
DIe Hütte, in der Anna-Lena, ich und
Suzanne schliefen
Familienoberhaupt genannt) das Recht hat, alles zu erfahren und alleine alle Entscheidungen trifft. Vor ein paar Wochen machte unser Gastvater uns dann klar, dass er  uns nicht mehr unterstützen wird. Diese Worte trafen mich sehr und, da ich so wie so schon unglaublich eingeschüchtert war, versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen und mich mit Anna-Lena alleine auf unser Projekt zu konzentrieren. Weil wir keine Ansprechperson vor Ort haben, können wir diese Dinge leider nur unter uns selber versuchen zu verstehen, was mich belastete. Zum Beispiel, dass sogar unsere Gastgeschwister schon am frühen Morgen mit einem Gürtel so hart geschlagen werden, sodass wir davon aufwachen und nichts dagegen tun können, zerreißt mich manchmal. Traurigerweise ist es in Ghana alles andere als eine Seltenheit, dass Kinder mit Schlägen zur Disziplin erzogen werden und auch in den Schulen zählt es zur Tagesordnung, obwohl es ein schriftliches Gesetz dagegen geben soll. Und trotzdem fühlt es sich schrecklich an, diese Situationen in der eigenen Gastfamilie zu erleben, die ja sogar eine Pastorenfamilie ist.
Eine weitere Herausforderung ist das Essen, weil an einigen Tagen einfach nichts im Haus ist und wir schon oft keine Mahlzeit bekamen. Dieses Problem liegt einerseits an der großen Wasserknappheit in Gwollu. Die Pumpen in der Umgebung sind kaputt, alle Brunnen ausgetrocknet und die einzige Wasserquelle ist oft der kleine Teich, wo unsere lieben Krokodile hausen. Leider wird dieses Wasser zum Waschen und Kochen verwendet und verursacht uns Bauchprobleme. Aber mit etwas Herausforderungen in einer völlig anderen Kultur habe ich natürlich vor meiner langen Reise schon gerechnet.
Traditionelle Tänze in einer Kirche der Upper East Region

Zum Glück aber hatten wir ja das Seminar, auf dem ich alle meine Sorgen erzählen konnte. Ich glaube, die genaue Situation, in der ich mich gefühlsmäßig befinde, wurde nicht ganz verstanden, aber das ist in Ordnung. Denn mit der Hilfe von Sarah und Becky fand dann hinterher ein langes Gespräch mit der Entsendeorganisation, Partnerorganisation, unserer Gastfamilie und uns statt. Nun haben wir einige Missverständnisse klären können, wissen besser wie wir uns verhalten müssen und haben strenge Regeln bekommen. Aber natürlich versuche ich mein Bestes, bin motiviert und hoffe, dass sich das Verhältnis und so das Zusammenleben deutlich verbessert!


Blick von den "Singenden Felsen Tongos"